SUP Shared Space für ein bewusstes & rücksichtsvolles Miteinander im alpinen Raum
Projektstandort:
Region Imst
Laufzeit:
Juli 2023 bis September 2024
Vorgeschlagener Fördersatz:
70% – Projekte zur Bewusstseinsbildung, Bürgerbeteiligung, Schirmprojekte
Während sich im Winter ein Großteil der Einheimischen und urlaubenden Sportler entlang klar
abgegrenzter und reglementierter Pisten bewegt, so gibt es für den immer wichtiger werdenden
Sommer mit seinen deutlich komplexeren Interessenslagen keine umfassenden und einheitlichen
Regeln und Handlungsanleitungen. Konflikte zwischen Wandernden und Radfahrenden,
Einheimischen und Gästen, wirtschaftlichen Interessen und Umwelt sind so nicht nur
vorprogrammiert, sondern zu teilen auch schon gelebter Alltag. Das Begreifen des alpinen Raums als
„Shared Space“ der durch eine Vielzahl an Interessen geprägt ist wurde bislang völlig vernachlässigt.
Auch wenn es hinsichtlich einzelner Aspekte und Thematiken bereits Regeln, Leitlinien und
Empfehlungen gibt, so fehlt es (überraschenderweise) noch immer an einem Leitfaden für ein
Miteinander in diesem so sensiblen aber hochintensiv genutzten Lebensraum.
Ausgangssituation
Outdooraktivitäten im alpinen Raum boomen. Neue Sportarten wie E-Biken, Trailrunning, Speed Hiking und Co. ergänzen das bereits bestehende Sport- und Freizeitangebot. Neue Wege und technische Hilfsmittel wie das E-Bike erschließen neue Routen für immer mehr Zielgruppen. Dies gilt nicht nur für Ausflugs- und Urlaubsgäste, sondern gleichermaßen auch für die einheimische Bevölkerung. Diese erhöhte Nutzungsintensität führt unweigerlich zu einem steigenden Konfliktpotential, zwischen unterschiedlichen Nutzungsarten und Interessen. Dies zeigte sich bereits, an teilweise medial präsenten, Konfliktanlässen zwischen Mountainbikern und Wanderern oder Zwischenfällen zwischen Nutztieren und Wanderern. Auch wenn es Seitens einzelner Akteure gezielte Maßnahmen zur Konfliktentschärfung gibt („Eine Alm ist kein Streichelzoo“ oder die Initiative „Bergwelt Tirol – Miteinander erleben“), so beschränken sich diese ausschließlich auf einzelne Teilaspekte. Ein ganzheitliches Konzept, das alle bzw. eine möglichst große Anzahl an Nutzern und Interessen umfasst und zur Konfliktlösung bzw. -prävention dient, konnte trotz ausgiebiger Recherche nicht gefunden werden. Angesichts der großen ökologischen wie auch ökonomischen Bedeutung des alpinen Raums steht es für uns außer Frage dies betreffende Maßnahmen zu erarbeiten, da wir hier eine entscheidende Schnittstellenposition einnehmen. Zur Bewusstseinsbildung aller beteiligten Akteure und zur Konfliktprävention soll das vorliegende Projekt einen maßgeblichen Beitrag zur sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit leisten.
Ziel des Projekts
Ziel des Projekts ist es bestehende und künftige Konfliktpotentiale verschiedener Interessensgruppen im alpinen Raum sichtbar zu machen und diesen so mit konkreten Maßnahmen begegnen zu können. Ein respekt- und rücksichtsvolles Verhalten untereinander und gegenüber dem gemeinsam genützten Naturraum sollen den Lebensraum als Ganzes erhalten. Ein erster Schritt besteht darin, Wegenutzer auf Gefahren aufmerksam zu machen (z. B. Gefahr der Geschwindigkeit beim Mountainbiken für andere Wegbenützer; Gefahr, dass Pflanzen beim Verlassen des Weges zertreten werden). Weiters sollen die Nutzer zum Aufdecken von Zusammenhängen (z. B. warum man sich Wild- und Nutztieren nicht nähern soll) angeleitet werden. Gäste, insbesondere jene die aus sich von der Outdoorregion Imst unterscheidenden Natur- und Kulturräumen stammen, sollen hiermit für die lokalen Gegebenheiten sensibilisiert werden. Reine Wissensvermittlung oder sogar Belehrung soll in diesem Zusammenhang vermieden werden und ein Augenmerk auf das Bieten von konkreten Handlungsoptionen gelegt werden (z. B. wenn das Verlassen eines Weges unbedingt notwendig ist, schaue ich, dass ich nicht auf Pflanzen und Tiere trete) und die Nutzer zur bewussten Wahrnehmung der Natur eingeladen und angeleitet werden (z.B. innehalten und Tiere beobachten). Es ist geplant, eine Palette an Handlungsempfehlungen für das Miteinander auf gemeinsamen Wegen zu erstellen. Für das Verhalten im Wintersport sind Regelwerke wie zum Beispiel die FISRegeln seit langem in Verwendung. Diese Regeln auf einem klar definierten und räumlich begrenzten Raum, den Pisten, das Verhalten der Nutzer. Auf sommerlichen Wanderwegen ist das Miteinander zwischen Menschen und Menschen und Menschen und Natur allerdings vielfältiger und komplexer gestaltet. Diese Verflechtung von Beziehungen zwischen Menschen, Mensch und Wild- und Nutztieren, Mensch und Flora soll ganzheitlich und umfassend durch positive Kommunikation und nicht durch Verbote oder befehlsartige Formulierungen wie z. B. bei den FIS-Regeln („Jeder Skifahrer muss…“) bewusst gemacht werden. Die Umsetzung der auf Prävention und Entschärfung von Nutzungskonflikten abzielende Konzeption soll auf eine Hauptzielgruppe von Kindern und Jugendlichen abgestimmt sein, im Alter von ca. 6 bis 12 Jahren, da diese sehr wissbegierig und entdeckungsfreudig sind und in der Folge als Multiplikatoren für Ihre Eltern und andere Erwachsene gesehen werden können. Somit können Erwachsene unter anderem auch indirekt für Inhalte erreicht werden, die Verhalten im Sinne sozialer Nachhaltigkeit anregen.
Nutzen für die Region
Nur ein verständnis- und rücksichtsvolles Verhalten von Einheimischen und Gästen, Mensch und Natur, Radfahrern und Wanderern, wirtschaftstreibenden und erholungssuchenden – kurzum allen am Shared Space – alpiner Raum beteiligten schafft die Basis für ein nachhaltiges Miteinander. Und ist somit auch Grundlage dafür, dass sich der Tourismus in der Outdoorregion Imst weiterentwickeln kann und sich Einheimische und Gäste gleichermaßen im Naturraum wohlfühlen und dabei nicht auf die Interessen von Fauna und Flora vergessen. Die Involvierung unterschiedlicher Nutzer- und Interessensgruppen in das Projekt, von regionsansässigen Vereinen aus dem Bereich Sport und Natur, Bildungseinrichtungen, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Alters, ermöglicht zusätzlich eine Vernetzung und Sensibilisierung für die jeweils anderen Interessen und Ansprüche an den Natur- und Kulturraum der Outdoorregion Imst.