Im Pitztal soll es summen und brummen

11.11.2021 - Pestizide, Flächenversiegelung und der Klimawandel setzen den Insekten zu – ein EU-gefördertes Projekt im Pitztal will dieser Entwicklung gegenübertreten. Mit heimischen naturnahen Blühflächen setzen sich die vier Talgemeinden für mehr Artenvielfalt ein.

„Früher hatten wir bei einem Wetterumschwung die Windschutzscheiben voller Insekten, heute muss man sie schon suchen“, mit diesen Worten eröffnete der Wenner Bürgermeister Walter Schöpf am Dienstag die Auftaktveranstaltung zu „Das Pitztal summt“ in Wenns und zeigte anhand des Beispiels gleich den Kern des Projekts auf. 80% der Insektenmasse ging in den letzten 30 Jahren verloren. Nicht verwunderlich also, dass es immer weniger in unseren Gärten summt und brummt. Aber auch die Landwirtschaft ist vom Insektenrückgang betroffen, denn heimische Nutzpflanzen werden zu über 80% von heimischen Insekten bestäubt. Da Insekten zudem die Basis der Nahrungskette darstellen sind auch deren Fressfeinde, wie etwa Vögel betroffen. Die Hintergründe sind vielfältig, wie Manuel Flür von der KLAR! Pitztal erläutert – neben der intensiven Landnutzung, dem Pestizideinsatz und der Flächenversiegelung schadet auch der voranschreitende Klimawandel den Insekten.

Anlass genug, um auch im Pitztal das bereits erprobte Projekt „Das Inntal summt“ zu starten. Mit Unterstützung der vier Talgemeinden, der Klima- und Energiemodellregion Imst (KEM), der Klimawandelanpassungsregion Pitztal (KLAR! Pitztal) dem Regionalmanagement Bezirk Imst und durch Bund, Land und Europäische Union (LEADER) stehen nun die kommenden zwei Jahre im Zeichen der Artenvielfalt und heimischer naturnaher Blühflächen. Gemeinsam mit dem Experten Matthias Karadar werden die Gemeindearbeiterinnen und Gemeindemitarbeiter im Frühjahr 2022 brachliegende Gemeindeflächen in heimische naturnahe Blühflächen verwandeln. „Die Begehung ist bereits erfolgt und wir haben zahlreiche Flächen gefunden, die sich ideal für eine Umgestaltung eignen“, so Gisela Egger von der KEM. Wichtig sei nun eine entsprechende Planung der Flächen, denn eine Umwandlung von reinen Grasflächen in Blühflächen ist nicht so einfach, wie man denken mag. „Am besten funktioniert es mit einer Schotterschicht, die den Boden abmagert. Unkrautfreier Grünschnitt wird locker eingearbeitet und darauf folgt die Aussaat“, erläutert Karadar. Daneben gebe es noch weitere Methoden, die alle ihre Vor- und Nachteile hätten, man werde aber sehen, wo man welche Methode im Pitztal anwendet. Zudem sei es auch wichtig, entsprechende Strukturen zu schaffen. Die Blühflächen bieten primär ein Nahrungsangebot für Insekten, wichtig ist es aber auch mit Totholz, Steinen oder sandigen Bereichen Lebensräume zu schaffen. Um diese Aspekte entsprechend berücksichtigen zu können, benötigt es entsprechendes Wissen. „Es wird mehrere Workshops geben, um die Gemeindemitarbeiterinnen und Gemeindemitarbeiter zu schulen, damit sie zukünftig die Flächen selbstständig pflegen und neue anlegen können.“, erläutert Gisela Egger ein weiteres Kernziel des Vorhabens. Neben der Anlage von Flächen wird aber auch das Thema Bewusstseinsbildung hochgehalten. So sind zahlreiche Veranstaltungen und Workshops geplant, um auch die Bevölkerung des Tals in das Projekt einzubinden. 2023 wird „Das Pitztal summt“ mit einer Saatgutaktion abgeschlossen. Dabei wird den Bürgerinnen und Bürgern kostenloses Saatgut für die Anlage von wilden Ecken im eigenen Garten zur Verfügung gestellt. „Uns ist bewusst, dass dieses Projekt nicht die Welt rettet, aber es können Impulse gesetzt werden, um eine Veränderung im Denken zu bewirken“, hofft das Projektteam auf zahlreiche Unterstützer für das Projekt.

Bild: Die Bürgermeister des Tals freuen sich über den gelungenen Auftakt (v.l.n.r. Projektbegleiter Matthias Karadar, Bgm. Karl Raich, Bgm. Elmar Haid, Bgm. Walter Schöpf, Bgm. Josef Knabl, KLAR! Pitztal – Manager Manuel Flür). Foto: Gisela Egger
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